Panel: Die Organisation der psychischen Gesundheit Geflohener

Abstract

Verschiedene Datensätze (Brücker et al. 2019) weisen für Menschen, die Flucht, Gewalt und Verlust erlebt haben, auf eine erhöhte Wahrscheinlichkeit hin, psychisch zu erkranken. Dabei kommen – je nach Aufenthaltsstatus – unterschiedliche Regime der Gesundheitsversorgung Geflohener zum Tragen (Reiter et al. 2021). In der Migrationsforschung wird entweder auf eine besondere Resilienz der Geflohenen aufmerksam gemacht (Mehl et al. 2020) oder auf deren Traumatisierung durch Krieg, Flucht, aber auch durch Migrations- und Ankommensprozesse (Gowayed 2022).

Wenig bekannt ist dagegen über die Art und Weise des organisationalen Umgangs mit der psychischen Gesundheit. Gerade in den Prozessen der Organisation von (Flucht-)Migration gewinnen Chancen und Restriktionen Geflohener ihre konkrete Gestalt (Bommes 2001; Lang et al. 2019). Eine besondere Spannung gewinnt der organisationale Umgang mit psychischer Gesundheit und Krankheit vor dem Hintergrund der Zuschreibungen von Resilienz und Vulnerabilität und der Wirkungen solcher Zuschreibungen auf organisationale Praxen.

In diesem Kontext sucht das Panel nach Beiträgen aus Wissenschaft und Praxis, die sich unter anderem mit folgenden Themen auseinandersetzen:

Wie werden die relevanten Organisationen (wie Jobcenter, Sozialamt, Jugendämter etc.) auf psychische Belastungssituationen Geflohener aufmerksam? Inwiefern spielen Zuschreibungen von Krankheit und Traumata oder Resilienz eine Rolle?
Welche Optionen haben diese oftmals fachfremden Organisationen, um psychische Probleme weiterzubearbeiten? Welche Rolle spielen dabei die Rationalisierungen und Praktiken von Street-Level-Bürokratien? Welche Rolle spielt der Umgang mit Mehrsprachigkeit?
Welche lokalen und infrastrukturellen Rahmenbedingungen beeinflussen den organisationalen Umgang mit der psychischen Gesundheit bzw. Krankheit Geflohener: welche Beispiele guter Versorgungslandschaften und welche Bedarfslücken lassen sich identifizieren

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