Panel: Gesellschaftsanalytische, intersektionale und gendersensible Perspektiven auf unbegleitete minderjährige Flüchtlinge? Forschungsdesiderate und aktuelle Entwicklungen

Abstract

Der Stand der Forschung zur Gruppe der unbegleitet und minderjährig Geflüchteten ist von integrationspolitischen, (sozial-)psychologischen und institutionsbezogenen Fragestellungen geprägt und weist aufgrund des asymmetrischen Geschlechterverhältnisses innerhalb der Gruppe einen starken male-bias auf. Im Zentrum der Analysen steht oft die (rechtliche) Kategorie des unbegleiteten minderjährigen Flüchtlings, die junge Geflüchtete im Dazwischen verortet – zwischen Vulnerabilität und Agency, zwischen Kind- und Erwachsenenalter – und sie zu „Grenzgänger[n] zwischen der repressiven Ausländerpolitik und der fördernden Jugendhilfe“ (Espenhorst 2011, 19) macht. Professionsbezogenes Wissen dominiert gegenüber subjektzentrierten Perspektiven, auch wenn ethnologische und partizipative Ansätze zunehmen. Der mit der reflexiven Wende in der Migrationsforschung (Dahinden 2016; Nieswand/Drotbohm 2014) geforderte Perspektivwechsel steht noch aus, wonach nicht ausschließlich Menschen mit Fluchterfahrungen und auf sie bezogenes Handeln zu erforschen, sondern eine gesellschaftstheoretische Perspektivierung und Rückbindung an Diagnosen der soziologischen Theoriebildung zu leisten sei (Amelina/Trzeciak 2019, 21). Gesellschaftsanalytische, intersektionale und gendersensible Analysen sind daher zentrale Forschungsdesiderate. Die Beiträge im Panel widmen sich auf konzeptioneller und/oder empirischer Basis mit den skizzierten Leerstellen, sie bearbeiten weitere Forschungsdesiderate und leisten einen Beitrag zur interdisziplinären Vernetzung.

in-person / hybrid possible