Workshop: Alterseinschätzung unbegleiteter minderjähriger Geflüchteter im Hinblick auf Asylrechtsverschärfungen/GEAS

Abstract

Das Jugendamt ist bei Einreise unbegleiteter minderjähriger Geflüchteter in der Pflicht, diese in Obhut zunehmen. Bei Zweifeln am angegebenen Alter wird ein Verfahren zur Alterseinschätzung in die Wege geleitet. Dies ist aus sozialarbeiterischer Sicht berufsethisch kritisch, da es nicht mit den Menschenrechten vereinbar ist. Die Alterseinschätzung hat aber erheblichen Einfluss auf den weiteren Verlauf des Asylverfahrens, z.B. Dublin-III-Verfahren, Familiennachzug. Durch die aktuelle Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS) sind drastische Verschärfungen vorgesehen, die schwerwiegende Menschen- und Kinderrechtsverletzungen für Schutzsuchende zur Folge haben. Die Alterseinschätzung von unbegleiteten Kindern und Jugendlichen soll zukünftig an den Außengrenzen durchgeführt werden. Dazu gibt es innerhalb der EU keine einheitlichen Standards und schon jetzt hohe Fehlerquoten mit massiven Folgen für die weiteren Perspektiven der jungen Menschen. Eine menschenrechtskonforme und kindgerechte Alterseinschätzung an den Außengrenzen durch qualifiziertes Personal ist mit dieser Reform mehr als unwahrscheinlich, wenn z.B. keine Rechtsmittel erhoben werden können. Somit werden an den Außengrenzen bestehende Verfahrensgarantien ausgehebelt und ein effektiver Schutz für Kinder und Jugendliche ist nicht möglich.

Der Workshop wird durch einen Input vom AK Asyl Bielefeld eröffnet. Dabei werden sozialarbeiterische Perspektiven sowie Erfahrungen von persönlich Betroffenen anhand der Darstellung der Fluchtgeschichte einer fiktiven minderjährigen geflüchteten Person vorgestellt. Eingeladen zur Diskussion sind Akteur:innen aus Medizin, Recht, sozialer Arbeit, Wissenschaft. Im Mittelpunkt stehen u.a. die Fragen, wie mit den zu erwartenden Verschärfungen umgegangen werden kann, wie die besondere Schutzbedürftigkeit von Kindern und Jugendlichen durch die verschiedenen Fachdisziplinen qualitativ angemessen gewährleistet werden kann und wie Betroffene bei der Durchsetzung ihrer Rechte unterstützt werden können.

in-person event