Virtuelle Paneldiskussionen: FFVT Politik-und Praxisdialog 2020 „Flucht- und Flüchtlingsforschung im Gespräch“
Seit der Ankunft hunderttausender Geflüchteter in Deutschland im Jahr 2015 hat sich die öffentliche Diskussion über Flucht und Migration in Deutschland verschärft. Teile der politischen und medialen Öffentlichkeit greifen dabei sehr selektiv auf Zahlen, Fakten und wissenschaftliche erforschte Zusammenhänge zurück, um sie für ihre jeweiligen Narrative und Argumente zu nutzen. Die Kontextualisierung von Einzelinformationen tritt dabei oft in den Hintergrund. Stattdessen dominiert das Spiel mit Einstellungen, Emotionen und Vorurteilen.
Mit dem FFVT Politik-und Praxisdialog 2020 trat das Verbundprojekt FFVT mit Akteur*innen aus Wissenschaft, Politik, öffentlicher Verwaltung, Medien und Öffentlichkeit in Dialog, um über die vielseitigen Erfahrungen zum Thema Wissensaustausch im Kontext Flucht und Flüchtlinge zu diskutieren. Die Veranstaltung fand am 10. Dezember 2020 statt und bildete den Auftakt für eine jährliche Reihe. Ziel war es, Wege zu skizzieren, wie die Flucht- und Flüchtlingsforschung in Deutschland und Europa als „Stimme der Evidenz“ zur gesellschaftlichen und politischen Debatte rund um Flucht, Asyl und Integration beitragen kann.
Hierfür wurde der FFVT Politik-und Praxisdialog in drei Podiumsdiskussionen geteilt. Geladene Gäste des ersten Podiums waren Prof. Dr. Annette Treibel-Illian (Pädagogische Hochschule Karlsruhe), Dr. Danielle Gluns (Universität Hildesheim) und Prof. Dr. Rinus Penninx (University of Amsterdam), die das Zusammenspiel zwischen Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit im Kontext Flucht und Migration erörterten. Im zweiten Panel diskutierten die Panelist*innen Dr. Axel Kreienbrink (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge), Bärbel Dieckmann (Vorsitzende der Fachkommission Fluchtursachen der Bundesregierung), Berivan Aymaz (MdL Nordrhein-Westfalen, Bündnis 90/Die Grünen) und Dr. Steffen Angenendt (Stiftung Wissenschaft und Politik) ihre Erfahrungen mit inhaltlichen Austauschformaten zwischen Politik/öffentlicher Verwaltung und der Flucht- und Flüchtlingsforschung. Im dritten Podium tauschten sich Andrea Dernbach (Der Tagesspiegel), Dr. Margret Karsch (SVR Migration) und Dr. Simon Goebel (Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt) über Flucht- und Flüchtlingsforschung in Medien & Öffentlichkeit aus.
Die Dialoge in den Podiumsdiskussionen verdeutlichten, dass eine zentrale Herausforderung für Austauschformate die unterschiedlichen Interessensschwerpunkte Wissensproduktion (in der Wissenschaft) und Wissensverwendung (in Politik und Öffentlichkeit) sind. Die Panelist*innen hoben hervor, dass die Interessen und Absichten des einen Bereichs oft nicht mit den Anforderungen, den Bedürfnissen und der Sprache des jeweils anderen Bereichs übereinstimmten. Demnach sei für erfolgreiche und Austauschformate die Pflege von bestehenden Kooperationen und deren Ausbau (sowohl auf individueller als auch institutioneller Ebene) besonders wichtig. Daran möchte FFVT anknüpfen, indem es vorhandene Dialogstrukturen stärkt (wie z.B. die Zusammenarbeit mit dem des Netzwerk Fluchtforschung, dem SVR Migration und dem Mediendienst Integration), neue Verbindungen knüpft und regelmäßige Austauschformate mit Vetreter*innen aus Politik, öffentlicher Verwaltung, Medien und Öffentlichkeit etabliert. Ziel ist es dabei auch, ein breiteres, heterogeneres Publikum anzusprechen und einzubinden, um die Reichweite der Formate zu Dialog und Wissenstransfer zu erhöhen.
Autor: Merlin Flaig, Vernetzungsstelle am DIE – Deutsches Institut für Entwicklungspolitik / German Development Institute